Hoffnung Hanf: Platzt der Traum?

In den Exklusivverkauf von rauchbarem Hanf setzt die Trafikantenbranche eine große Hoffnung, zumal der Konsum steigt. Die Regierung will jetzt aber den Handel mit der Modepflanze stoppen.

Geschätzte 1,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher tun es regelmäßig – wenn man den offiziellen Zahlen Glauben schenkt: Die Rede ist vom Marihuana-Rauchen, das in unserem Land immer mehr Anhänger findet. Laut Statistik hat schon fast jeder vierte Bewohner unserer Alpenrepublik in seinem Leben bereits Kontakt mit Cannabis gehabt. Kein Wunder, dass sogenannte Growshops, in denen die Samen oder Stecklinge von Hanfpflanzen verkauft werden, boomen. Wenn es nach aktuellen Plänen der Bundesregierung geht, jedoch nicht mehr lange: Vor allem innerhalb des kleineren Koalitionspartners FPÖ mehren sich die Stimmen, die für ein völliges Verbot für den Verkauf der Pflanzen und all ihrer Bestandteile eintreten. Und im Büro von Justizminister Josef Moser bestätigte die Sprecherin Josephine Raimerth in einem Artikel der Tageszeitung Kurier derartige Pläne. Wann man die ins Auge gefasste Neuregelung dieser zuletzt mit großen Grauzonen behafteten Materie umsetzen wolle, sei noch nicht völlig geklärt – aber allzu lange will man sich offenbar nicht Zeit lassen: „Innerhalb dieser Legislaturperiode auf jeden Fall noch“, wird Raimerth zitiert.

Platzt Hoffnung für Trafikanten?

Für die Trafikanten wäre ein Totalverbot des Handels mit Hanf eine vertane Chance – hatte sich die Branche zuletzt doch Hoffnungen gemacht, mit dem boomenden Produkt ein Geschäftsfeld in Zeiten sinkender Verkaufszahlen bei Zigaretten zu erobern. Schließlich hatten sich zuletzt auch in Interviews mit Filterlos sowohl die Spitze des Trafikanten- Bundesgremiums als auch der Geschäftsführer der Monopolverwaltung GmbH, Hannes Hofer, für den Exklusivverkauf von rauchbarem Hanf in den Trafiken ausgesprochen. Logische Begründung: Wenn alle rauchbaren Pflanzen in diese Materie fallen – warum sollte ausgerechnet bei Cannabisprodukten eine Ausnahme gemacht werden?

Was ist derzeit legal?

Derzeit ist der Handel mit Hanfstecklingen und -samen legal, solange die Pflanze nicht blüht und damit auch den Wirkstoff THC mit seiner berauschenden Wirkung nicht produziert. Dass sich die Kunden die Pflanzen aber nicht deshalb kaufen, um mit ihnen als Zierpflanze die Wohnung zu schmücken, ist auch kein Geheimnis. Wenn der Vorsatz besteht, den Hanf zum Blühen zu bringen und das Harz zu verarbeiten, dann ist das verboten.

Andere Länder, andere (Hanf-)Sitten

Der Blick über den Tellerrand zeigt, dass andere Länder mit Cannabis durchaus unterschiedlich umgehen. Die Tageszeitung Der Standard hat kürzlich in einer Zusammenfassung festgestellt, dass es zwei völlig gegensätzliche Strömungen gibt: In manchen Ländern wird der Umgang mit Cannabis und Co. liberalisiert, in anderen wiederum verschärft. Ein Joint zur Entspannung ist in sämtlichen Mitgliedsländern der Europäischen Union verboten. Die Grundlage dafür kommt aus dem Jahr 1961: Die Single Convention on Narcotic Drugs der UNO ist der Ursprung sämtlicher Suchtmittelgesetze der Mitgliedsstaaten. Der Konvention zufolge sind die darin gelisteten Drogen – darunter auch Cannabis – auf medizinischen und wissenschaftlichen Gebrauch zu beschränken. Wer Hanf zu anderen Zwecken besitzt, anbaut oder damit handelt, soll bestraft werden.

Hier gehen die EU-Länder aber dennoch recht unterschiedliche Wege: Obwohl der Besitz in der gesamten EU verboten ist, darf in 17 EU-Staaten Cannabis geraucht werden, theoretisch auch in Österreich. Verboten und mit Haftstrafen bedroht ist der Konsum in Frankreich, Ungarn, Schweden, Finnland, Estland und Griechenland. In Italien ist hingegen seit dem Vorjahr der Anbau von Pflanzen mit einem THC-Gehalt von bis zu 0,6 Prozent erlaubt – das ist die doppelte Menge jenes Gehalts des berauschenden Wirkstoffs, den eine Blüte in Österreich haben darf, um noch für medizinische Anwendung als geeignet zu gelten. Ohne Einschränkung wurde Cannabis vor Kurzem in ganz Kanada legalisiert, und auch einige Bundesstaaten der USA haben den Gebrauch des umstrittenen Genussmittels erlaubt. In manchen dieser Staaten liegen die Steuereinnahmen aus dem Verkauf von Hanfprodukten mittlerweile schon über jenen, die durch den Verkaufserlös aus Alkohol lukriert werden können.

Strafen in Europa reduziert

Auch innerhalb der EU gibt es Tendenzen für Liberalisierungen, vor allem, was Strafhöhen für Cannabisdelikte betrifft. In Portugal, Slowenien, Tschechien, Kroatien und Malta wurde beispielsweise der Besitz von Drogen zum Eigengebrauch entkriminalisiert, in Luxemburg nur der Besitz von Cannabis. In Belgien werden seit 2003 Geldstrafen statt Haft verhängt. In Österreich wird seit 2008 eine vorzeitige Einstellung der Strafverfolgung durchgeführt, der Besitz von wenigen Gramm zum Eigenbedarf wird zwar angezeigt, dann aber von der Polizei den jeweiligen Gesundheitsbehörden übergeben. Diese ermitteln dann, ob eine Therapie notwendig ist. Laut Drogenbericht des Gesundheitsministeriums wurde aber nur in sehr wenigen Fällen ein behandlungsrelevanter Konsum festgestellt. Zur medizinischen Behandlung kann man sich einen Joint in fünf EU-Mitgliedsstaaten anzünden – seit dem Vorjahr etwa in Deutschland. In Österreich hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die für eine Straffreistellung von Besitz und Erzeugung von Cannabisprodukten zu medizinischen Zwecken eintritt.