Einsatz ohne Gegenleistung?
Trafiken spülen im Jahr laut einer Studie rund 2,5 Milliarden Euro an Steuern in die Staatskassen. Bei den Gegenleistungen der Politik fühlt sich der Berufsstand jedoch schmählich im Stich gelassen.
Es sind beeindruckende Zahlen, die das renommierte Wirtschaftsforschungsinstitut Economica bei einer Analyse der Trafikbranche auf den Tisch gelegt hat: Nicht weniger als 2,5 Milliarden Euro haben die 2.412 Trafiken Österreichs (Stand 2017) im Jahr 2016 an Steuern in den Staatshaushalt eingebracht. Davon entfielen knapp 1,83 Milliarden auf die Tabaksteuer, der Rest verteilte sich auf Lohnsteuer und Einkommenssteuer. Legt man dieses gesamte Steueraufkommen auf die Gesamteinnahmen des Bundes aus Steuern um, kommt jeder 30. Steuer-Euro, den der Bund erhält, von den Trafikanten, wie die Tageszeitung Kurier errechnete. Der Umsatz aller österreichischen Trafiken im Jahr 2017 wurde mit rund 2,42 Milliarden Euro angegeben.
Bedeutende Arbeitgeber
Was die Studie ebenfalls zu Tage förderte: Trafiken sind ein gewaltiger Faktor für Arbeitsplätze in der Alpenrepublik. Jeder 285. Arbeitsplatz in Österreich hängt unmittelbar oder mittelbar mit Trafiken zusammen. Die 11.685 direkt dort Beschäftigten – darunter imposante 80 Prozent Vollzeit-Arbeitsplätze – entsprechen der Einwohnerzahl einer mittleren österreichischen Bezirkshauptstadt. Richtig überraschend wird es, wenn man die Anzahl der Filialen im Bereich der Nahversorgung vergleicht: Da liegen die Trafiken mit 2.412 Fachgeschäften (ebenfalls Stand 2017) sogar österreichweit an der Spitze – gefolgt von Rewe (Billa, Merkur – allerdings ohne den Parfümerie- Bereich BIPA) mit rund 1.900, Spar mit 1.700, BIPA mit 600, Nah & frisch mit 481 sowie Hofer mit 480 Filialen im ganzen Land.
Chance für Menschen mit Behinderung

MVG © Monopolverwaltung GmbH/Klaus Ranger
Aber auch auf dem sozialen Sektor hat der Bereich der Trafiken eine einzigartige Bedeutung: Für Menschen mit Behinderung ist eine Trafik oftmals die einzige Möglichkeit, den Traum nach einem Berufsleben als Unternehmer zu verwirklichen. Mehr als die Hälfte, nämlich knapp 53 Prozent der Tabakfachgeschäfte, wird auch tatsächlich von Menschen mit Behinderung geführt. Auf der anderen Seite sinkt die Zufriedenheit mit dem Trafikantendasein laut der Economica Studie mit Fortdauer des Berufslebens: Fünf Jahre nach der Trafikvergabe sagen zwei Drittel der Betroffenen, dass sich ihr Leben mit dem Job verbessert habe, berichtete der Kurier. Dieser Wert sinkt danach deutlich ab – was Hannes Hofer, Geschäftsführer der Monopolverwaltung GmbH (MVG), vor allem auf sinkende Zigarettenabsätze und den allgemeinen Imageverlust des Rauchens zurückführt. 19 Prozent der befragten Trafikanten gingen auch davon aus, dass sich die soziale Anerkennung der Tätigkeit eines Trafikanten in den kommenden fünf Jahren weiter verschlechtern werde. Hofer hat allerdings einen weiteren anschaulichen Vergleich zur Hand, wie groß die Bedeutung der Trafiken für die Staatseinnahmen der Republik wirklich ist: „Die Steuerleistung von 2,5 Milliarden Euro entspricht dem Budget für die Innere Sicherheit Österreichs ohne die Ausgaben für Migration – und sie ist höher als die gesamten Ausgaben für die Landesverteidigung Österreichs!“
„Produktpalette entscheidend“
Die Fachleute des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica halten die gezielte Weiterentwicklung der Produktpalette in den Trafiken für den entscheidensten Faktor für einen Fortbestand der Branche. Das breite Netzwerk der Trafiken solle als Wert in der Nahversorgung stärker genutzt und politisch stärker unterstützt werden. Zuletzt hatte ja die Erweiterung der Angebotspalette um Coffee to go für Zufriedenheit bei den Trafikanten, aber auch zu Protesten, etwa aus dem Bereich der Kaffeehäuser, geführt.

Trafikanten fühlen sich wenig geschätzt
Wenn es um die Politik geht, fühlen sich die Berufsvertreter der Trafikanten unter ihrem Wert geschlagen. Bundesgremialobmann Josef Prirschl beispielsweise versteht den fortwährend geäußerten Wunsch nach Veränderungen im Steuersystem nicht: „Im Vergleich der Zeiträume Jänner bis Juni 2018 zu Jänner bis Juni des Vorjahres wurde heuer mit Einnahmen aus der Tabaksteuer in der Höhe von 1,093 Milliarden Euro ein Plus von 2,5 Prozent verzeichnet. Diese Entwicklung zeigt, dass das bisherige Steuermodell funktioniert. Logisch wäre daher eine Fortschreibung dieses Erfolgsmodells, natürlich unter der Prämisse, dass die Industrien auch ihre Preise entsprechend gestalten.“ Jetzt, im Herbst 2018, sei der richtige Zeitpunkt, ein Steuermodell auszuhandeln und in die Regierungsgespräche einzubringen, damit dieses Modell beim nächsten Steuerpaket dann mit an Bord sein könnte.

Streißnig,
Landesobmann
Kärnten © privat
Zentraler Punkt für das Bundesgremium werde auch die weitere Adaption einer Mindesthandelsspanne sein. Wenig freundliche Worte für die Resonanz aus der Bundespolitik gegenüber einem ihrer größten Steuereintreiber findet die Obfrau der Wohlfahrtseinrichtung der österreichischen Tabaktrafikanten (WE), Heidemarie Skrdla (lesen Sie dazu bitte auch den Beitrag von Heidi Skrdla in der Rubrik “Meinung”): „Als Vertreterin eines der größten Steuereintreiber der Republik würde ich mir schon mehr Entgegenkommen aus der Politik wünschen!“ Was auch immer sich der Berufsstand von den gewählten Repräsentanten des Volkes wünscht, die Standardantwort scheint immer gleich zu lauten: Bitte warten … Auch der neue Kärntner Landesgremialobmann und bewährte Finanzreferent der Wohlfahrtseinrichtung, Wolfgang Streißnig, schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Ich bin immer wieder beeindruckt, was unser Berufsstand mit seinen kleinen Geschäften an finanziellen Leistungen für den Bund erbringen kann. Allerdings ist es für mich schon befremdend, wie uns die Politik im Gegenzug behandelt. Ich kann da nur ein bewährtes Sprichwort ins Spiel bringen: Die Hand, die einen füttert, sollte man nicht beißen!“