Rauchverbote: Lösungen gefragt
Rauchverbote hin oder her – aber dass sie auch bei Fachveranstaltungen, zu denen ausschließlich volljährige Vertreter der Tabakbranche Zutritt haben, gelten, sorgt für Unmut. Lösungen sind gefragt.
Es ist nur der jüngste von vielen Anlassfällen, die eine ganze Branche den Kopf schütteln lassen: Die Fachmesse „Feuer & Rauch“ Ende August und Anfang September in der Brandboxx in Bergheim bei Salzburg lockte sehr viel Publikum aus ganz Österreich an. Tausende informierten sich über das breite Angebot und aktuelle Neuerungen auf dem Rauchwarensektor. Wer jedoch auch nur den Geschmack einer neuen Zigarren-, Zigarettensorte oder Zigarillosorte probieren wollte, wurde vor die Tür verwiesen: Obwohl ausschließlich volljährige, namentlich registrierte Vertreter der Tabakwarenbranche Zutritt hatten, wurde das geltende Rauchverbot bei Messeveranstaltungen auch auf diese „Feuer & Rauch“ angewendet. Dem Veranstalter war kein Vorwurf zu machen, er musste sich an geltendes österreichisches Recht halten. Aber warum schafft es die Regierung, ein bereits beschlossenes totales Rauchverbot in der Gastronomie zu kippen – nicht jedoch, eine viel leichter zu argumentierende Ausnahme für ausschließlich von erwachsenen Vertretern der Tabakbranche zugängliche Veranstaltungen zu erlassen? Das frag(t)en sich viele Insider – und das beileibe nicht ausschließlich in Bergheim bei Salzburg. Denn nicht nur Rauchermessen, sondern auch Trafikantenstammtische und sogar Schulungen sind dem Rauchverbot bis dato auf Punkt und Beistrich ausgeliefert, Vorstöße der Trafikantenvertretungen verhallten bislang scheinbar völlig ungehört.
Kerschbaummayr: „Versäumnis“

Auch bei den Trafikanten-Branchenvertretern in den Bundesländern brodelt es, wenn dieses Thema zur Sprache kommt. Das zeigte ein Filterlos-Rundruf deutlich auf. Der oberösterreichische Landesgremialobmann Erwin Kerschbaummayr spricht etwa von einem klaren Versäumnis der Politik: Grundsätzlich findet er es zwar gut, dass nur noch Branchenzugehörige die „Feuer & Rauch“ besuchen dürfen, dass aber die Messe mit einem Rauchverbot belegt ist, müssten der Gesetzgeber und die Politik verantworten: „Das ist so, als wenn man bei der Gastromesse in Salzburg kein Bier und keinen Wein mehr verkosten dürfte. Hier ist eine Gesetzesänderung mehr als dringend notwendig!“ In dieses neue Gesetz gehören Kerschbaummayr zufolge auch Trafikanten-Branchenveranstaltungen inklusive Schulungen – etwa Zigarrenschulungen – mit einer Raucherlaubnis hineinreklamiert. Als „Schwachsinn“ bezeichnet der oberösterreichische „Obertrafikant“ auch das Messe-Hausverbot für Lehrlinge unter 18 Jahren: „Gerade Lehrlinge hätten hier eine mehr als gute Gelegenheit, sich auf dieser Messe fortzubilden und über die Tabakbranche zu informieren. Das sollte man bei einer Gesetzesänderung auch gleich berücksichtigen!“ Sollte die Politik nicht die richtigen Schritte setzen, dann regt Kerschbaummayr an, durch einen gemeinsamen „Ungehorsam“ – etwa ein Raucherevent im Gesundheitsministerium – auf die Branche aufmerksam zu machen, natürlich mit entsprechender medialer Begleitung.
Dragschitz: „Appell an Vernunft“

Der burgenländische Landesobmann Hannes Dragschitz ist überzeugt, dass die Trafikanten-Bundesvertretung in Zusammenarbeit mit der Monopolverwaltung GmbH alles versucht habe, um eine positive Lösung im Sinne der Trafikanten in Sachen Rauchverbot bei Messeveranstaltungen zu erreichen. „Man kann eigentlich an dieser Stelle nur noch einmal an die Vernunft der Politik und an die Verantwortlichen der zuständigen Ministerien appellieren, das Gesetz zu überdenken. Es handelt sich doch um eine Tabak-Fachmesse mit ausschließlich volljährigen und mündigen Besuchern.“ Dasselbe gelte laut Dragschitz auch für Stammtische und ähnliche Veranstaltungen der Tabakbranche, bei denen das Rauchverbot unnötig sei.
Pichler: „Image wichtiger als Rauchen“

Deutlich andere Töne schlägt der Kärntner Landesgremialobmann Harald Pichler an: Für ihn ist es besonders wichtig, dass die Tabakbranche, die bislang unter „Orchideennamen“ wie Souvenir Creativ oder ähnlichen Bezeichnungen als Anhängsel unauffällig an Messen teilnehmen durfte, jetzt selbstbewusst als geschlossene Branche auftritt – mit eigenem Logo „Feuer & Rauch“. Dass sich darum sogar zwei Veranstalter gestritten hätten, zeige, dass die Branche der Tabaktrafikanten gewichtiger sei als sie vielfach dargestellt werde. Pichler bekannte sich zur Lösung einer eigenen Fachmesse für die Tabakbranche und bezeichnete es angesichts dieses Imagegewinns als „von geringer Bedeutung, ob man dort rauchen darf oder nicht!“.
Das gesamte Statement Pichlers zum Thema Rauchverbot bei Fachveranstaltungen der Tabakbranche finden Sie übrigens HIER.
Prirschl: „Lassen nicht locker“

Die Brisanz des Themas ist natürlich dem Bundesgremialobmann der österreichischen Tabaktrafikanten, Josef Prirschl, besonders bewusst. Und er zeigt sich im Filterlos-Gespräch kämpferisch: „Als Berufsvertretung kämpfen mein Team und ich weiterhin für eine Raucherlaubnis auf unseren Fachveranstaltungen. Das Medienecho nach der Messe „Feuer & Rauch“ im Vorjahr hat das Unverständnis der Bevölkerung für dieses spezielle Rauchverbot deutlich aufgezeigt und auch die Politik hellhörig werden lassen!“ Aber Prirschl nimmt ein ganzes Paket an Themen in die diversen Verhandlungen mit: „Neben den aktuellen Branchenthemen Heat-not-Burn und Cannabis wird auch unsere Forderung nach der Raucherlaubnis bei Trafikantenveranstaltungen in alle Gespräche mit Politikern und Ministerien mitgenommen!“ Und der Bundesgremialobmann verspricht Durchhaltevermögen: „Wir lassen hier nicht locker, bis wir da eine für uns Trafikanten zufriedenstellende Lösung erreicht haben!“